Die demokratische Grundfunktion öffentlicher Bibliotheken ist zur Zeit offensichtlicher denn je, zugleich ihre Bedeutung als frei zugängliche physische Räume: Wer „Fake News“ fürchtet, muss Bibliotheken fördern. Und wer Integration von Zuwandernden möchte, muss Bibliotheken in die Lage versetzen, ihre Potenziale als schwellenarme Bildungsorte noch stärker ins Spiel zu bringen. Dieser Bedarf gilt ebenso für die „biodeutsche“Bevölkerung. Denn neben der sozialen Spaltung der Gesellschaft gibt es längst die digitale, die zumeist entlang derselben Teilhabe-Trennlinien verläuft. Hinzu kommen generationelle Gegensätze. Das bedeutet:Die elementare Aufgabe von Bibliotheken, Zugang zu Informationen und Wissen für alle zu ermöglichen, gewinnt in der digitalen Welt neue Dimensionen. Ebenso dringend, wie unser Land Zuwanderung benötigt,brauchen wir öffentliche Bibliotheken um eine Wissensgesellschaft zu werden, die der sozialen und digitalen Spaltung entgegenwirkt. Freilich besteht die Gefahr, dass Bibliotheken digital „verstauben“ und damit rasant an Bedeutung einbüßen. Bibliotheken müssen Hotspots des digitalen Wandels sein, sonst sind sie in Gefahr, unter die Räder der sich immer schneller drehenden virtuellen Welten zu kommen. Und die hat die Fachkompetenz der Bibliotheken nötiger denn je, um nicht vollends den Überblick zu verlieren. Vieles, was über das Netz abrufbar ist, wird durch kommunale und wissenschaftliche Bibliotheken bereitgestellt. Insofern erinnert die missverständliche Metapher vom „Papiermuseum“ an den schlichten Kurzschluss: „Wozu Kraftwerke? Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose!“ Gleichzeitig schafft die Digitalisierung eine physische Entlastung der Bibliotheksräume, die durch eine konsequentere Haltung in Bezug auf die analogen Bestände noch gesteigert werden könnte – das ist berechtigte Teil des Diktums vom „Papiermuseum“. Die Hälfte seiner Ausleihen erlebt ein Buch in seinen ersten beiden Bibliotheksjahren. Danach wird es immer ungelesener, also unlebendiger, letztlich tote Materie. Das bedeutet: Bibliotheken müssen den Mut aufbringen, ihre Bestände im Zweifelsfall zu verkleinern. Wir haben es, im Bereich der kommunalen Einrichtungen, mit Post-Wachstums-Bibliotheken zu tun- all das schafft Luft für ein erweitertes Aufgabenprofil.